Verfasst: Mo 26. Jan 2009, 14:16
Beitrag von Skylaird:Ein neues Buch ist bei mir angekommen: "Inside the Victorian Home" von Judith Flanders. Das Buch beschreibt ein viktorianisches Haus, Zimmer für Zimmer - wobei es aber nicht um Architektur geht, sondern um das, was in diesen Zimmern damals geschehen ist. Mit anderen Worten: wie ein typischer Haushalt aussah. Viel Hintergrundwissen und Information wird geboten. Das Buch liest sich unterhaltsam, hat erfreulich viele Querverweise auf weiterführende Quellen und das Englisch ist zwar nicht simpel, aber noch verkraftbar. Ich kann es also empfehlen.Zu beachten ist, dass der Schwerpunkt auf das Leben in England und hier insbesondere London liegt. Die Übertragung auf die Verhältnisse in Deutschland bzw Festland-Europa ist oft, aber nicht immer möglich.Ein wenig maulen möchte ich nur über die heute weitverbreitete Tendenz, frühere Zeiten aus einer etwas überheblichen Sicht heraus zu beurteilen. Die Autorin macht da leider keine Ausnahme, auch wenn sie in den meisten Fällen sachlich bleibt. Natürlich gab es damals Dinge wie z.B. gravierende medizinische Irrtümer (mit entsprechend gravierenden Folgen für die Menschen), aber wie werden die Menschen in 150 Jahren über unsere sicherlich zahlreichen Irrtümer denken, reden und schreiben? Es ist eine Weisheit von Narren, den für den größeren Narren zu halten, der glaubt von Narrheit frei zu sein Beitrag von Lorka:Oh, wenn wir dabei sind: ich lese gerade "Die zarte Leidenschaft - Liebe im bürgerlichen Zeitalter" von Peter Gay. Der gute Professor der Uni Yale läßt sich sehr umfassend anhand von Briefverkehr u. ä. über die Denk- und Verhaltensweise in der Eheanbahnung und folgenden Jahren aus. Das Buch liest sich etwas - zäh, sagen wir mal, jedenfalls habe ich schon leichter konsumierbareres gelesen. Aber es ist recht erhellend, was die vorgefaßten Ideen von "Sitte, Anstand und Gesellschaftsnorm" betrifft.Beitrag:Sehr interessantes Buch bezüglich des Ehe- und Alltagslebens ist "Clara Schumann,Klavier. Ein Lebensbuch" von Dieter Kühn.Nein, keine reißerische Erzählung aus dem Leben einer Künstlerin, sondern ganz einfach der Alltag einer Ehe ganz im Zeichen der viktorianischen Zeit.Und ihre Lebensdaten decken sich so ganz nebenbei fast 100%ig mit denen unserer Namensgeberin...(1819-1896)...Beitrag von Gilbert Blythe:“Who wore what? - Women’s Wear 1861 – 1865” von Juanita Leisch„Who wore what?“ – Wer trug was zur Zeit der Krinoline? In ihrem Buch behandelt Juanita Leisch nicht die Krinolinen-Prachtroben à la Si(s)si oder Scarlett O´Hara, sondern vermittelt einen systematischen Überblick über die alltägliche Damenkleidung der ersten Hälfte der 1860er.Sozusagen Schicht für Schicht wird die Kleidung von Korsett und Unterhemd bis hin zu Mantel und Kopfputz in Wort und Bild vorgestellt. Dazu gibt es viele wertvolle Tips, z.B. im Hinblick auf den angemessenen Umfang einer Krinoline.Die Textpassagen sind recht kurz gehalten, umfassen aber dennoch alle relevanten Fakten und werden durch Beispiele in Form passender Bilder und Skizzen untermauert. Bei den Bildern griff Juanita Leisch nicht auf Modekupfer (die im Hinblick auf die Körperproportionen mitunter ein sehr idealisiertes und damit verzerrtes Bild vermitteln) sondern auf zeitgenössische Studiophotographien zurück. Diese Photographien, sog. CDVs („cartes de visite“, ein in den 1860er äußerst populäres Photoformat) dienten als Grundlage für die Recherche. Die CDVs erreichten auch weniger wohlhabende Bevölkerungsschichten und eignen sich daher zur Darstellung eines soliden Querschnitts durch die Alltagsmode.Primäre Zielgruppe dieses Buches ist die US-Bürgerkrieg-Reenacter-Szene. Da es im Hinblick auf die Mode der 1860er jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen Nordamerika und Europa gab kann dieses Buch bedenkenlos auch europäischen Lesern empfohlen werden.„Who wore what?“ hat sich mittlerweile zu einem Standardwerk entwickelt. Wer weitgehend authentische Alltagsmode der 1860er reproduzieren möchte und fundierte Basisinformationen sucht kommt an diesem Buch nicht vorbei!Juanita Leisch:„Who wore what? – Women’s Wear 1861 – 1865“Thomas Publications, 1995Gettysburg PA 17325, USAISBN 0-939631-81-4Regulärer Verkaufspreis 29,95 US-$Erhältlich u.a. bei amazon.com oder ebay.com Beitrag von Emily:John Seymour gibt in seinem Buch „Vergessene Haushaltstechniken“ einen interessanten Einblick in das Arbeitsleben einer Hausfrau vergangener Zeiten.Die Themen sind klar und übersichtlich gegliedert und reichen von verschiedenen Küchenarbeiten (z.B. Kochen am Herd, Vorratshaltung, Bier brauen, Viehhaltung), über Wäschepflege, Allgemeines rund um´s Haus (z.B. Brennmaterial, Hausputz, häusliche Krankenpflege, Ungezieferbekämpfung), Handarbeiten bis hin zur Verschönerung des Hauses. Zahlreiche Zeichnungen von Gebrauchsgegenständen und Geräten sowie Fotos ergänzen den Text.Obwohl sich das Buch meist auf englische Sichtweisen bezieht, kann man die Beschreibung der Arbeitsweisen auch gut auf den Kontinent übertragen, denn die anfallende Arbeit war ja die selbe und regionale Unterschiede in der Ausführung mancher Dinge wird es auch in Deutschland ohnehin immer gegeben haben (z.B. beim Brennmaterial). Die Beschreibung ist etwas erzählend, was das Buch zwar nicht immer sachlich wirken lässt, dafür aber leicht lesbar macht. Trotzdem scheint das Werk gut recherchiert und der Autor lässt oft seine eigenen Erinnerungen in den Text einfließen, was manchmal etwas langatmig gerät, aber durchaus auch eine Art der Dokumentation ist. Manchmal wünscht man sich eine etwas bessere zeitliche Eingrenzung des Beschriebenen, denn alleine, dass der Autor in der Vergangenheitsform schreibt, lässt einen noch nicht wissen, ob es jetzt auf das 19. Jahrhundert oder auf seine Jugendzeit in den 1920er Jahren zutrifft. Bei den meisten Kategorien ist jedoch eine kleine historische Entwicklung beschrieben und genau genommen betrifft jedes Thema die für uns interessante 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.Fazit: Ein durchaus lohnenswertes Buch, das beschreibt welche Arbeiten zu verrichten waren und wie diese angegangen wurden. Die vielen Zeichnungen der Gerätschaften finde ich besonders interessant - sind uns doch heutzutage viele dieser Gegenstände unbekannt. Ich habe das Buch mit festem Einband bei uns im Museumsladen für 16,95 € gekauft. Gestern Abend habe ich festgestellt, dass es bei amazon auch eine Taschenbuchausgabe für 7,90€ gibt. Ein Preis, bei dem man nicht mehr viel verkehrt machen kann...Übrigens gibt´s vom selben Autoren auch ein Buch über vergessenes Handwerk, was ich bisher allerdings noch nicht näher angesehen habe. Beitrag von Peggy:Zum Geburtstag hatte ich mir zwei Bücher gewünscht:"Fashions Of The Gilded Age" Volume I und Volume II von Frances Grimble, Mode von 1877-1882Volume I enthält Schnitte für Korsett, Unterwäsche, Nacht- und Morgenbekleidung, Oberteile, Röcke, Überröcke, Polonaisen, Prinzesskleider, TageskleiderVolume II enthält Schnitte für Abend- und Brautkleider, Sportbekleidung, Mäntel, Jacken, Dolmans, und weiteres.Die Basisanleitung zur Schnitterstellung wurde aus dem Deutschen! ins Englische übersetzt und ist aus "Vollständige Schule der Damenschneiderei" von Heinrich Klemm.Die Schnitte sind an Hand von Skalen bzw. mit Raster zu vergrößeren .Was mir besonders gut gefällt ist, zu jedem neuen Kleidungstück z.B. Überröcke gibt es etliche Artikel aus verschiedenen damaligen Modezeitungen aus den Jahren 77-82. Zusätzlich sind auch noch Auszüge aus der "Ladies´ and Gentleman´s Etiquette "(1877) enthalten.Ich hatte sie über amazon.com bestelltVolume I ISBN 0-9636517-5-7Volume II ISBN 0-9636517-6-5